Ein Rückblick auf die Geschichte der Freiwilligen Feuerwehr Schweindorf
Zusammengetragen vom ehemaligen Samtgemeindebürgermeister Harm Poppen
Brände aller Art mit ihren vielfältigsten Entstehungsursachen mussten in früherer Zeit als gottgewollte Heimsuchung hingenommen werden. Eine wirksame Brandbekämpfung war nicht möglich und Brände entwickelten sich nicht selten zu Feuersbrünsten, die den Fortbestand ganzer Siedlungen oder Dörfer in Frage stellen konnten. Erinnerungen an solche Brandkatastrophen sind vielerorts durch Erzählungen über Generationen hinaus wach geblieben.
An gesetzlichen Regelungen zur Feuerverhütung auch auf dem flachen Lande hat es seit über 200 Jahren nicht gefehlt. Die älteste Feuerschutzordnung im Staatsarchiv Aurich stammt aus dem Jahre 1657 und enthält Vorschriften über die Sicherung der Feuerstätten und den Umgang mit offenem Licht. Das „Publikandum“, die Verordnung „wider der Verwahrlosung des Feuers und Lichts“ vom 19. April 1815 durch den Landesdirektor von Ostfriesland, von Bernuth, dem der Ortsteil Bernuthsfeld seinen Namen verdankt, bezieht sich auf ältere Verordnungen aus den Jahren 1736, 1747 sowie 1750 und schließt auch das Königliche Edikt vom 11. Mai 1779 mit ein.
Auch in der Gemeinde Schweindorf hat man sich bereits im vergangenen Jahrhundert eingehend damit beschäftigt, die bestehenden gesetzlichen Regelungen vor Ort in die Tat umzusetzen. Ausweislich des Protokollbuches der Gemeinde Schweindorf wurden seit 1893 jeweils für eine Amtszeit von 3 Jahren ein Gemeindebrandmeister und ein stellv. Gemeindebrandmeister bestellt. Ihre Aufgabe war es, die aus Leder gefertigten Brandeimer, von denen zwei Stück in jedem Haushalt vorhanden sein mussten, die Brandhaken, den Püttstock sowie einen gefüllten Ascheimer zu kontrollieren. Das Löschen eines Brandes mit diesen Wassereimern „durch der Hände lange Kette um die Wette“ – wie es Friedrich Schiller in seinem „Lied von der Glocke“ eindrucksvoll beschreibt, konnte ein Feuer naturgemäß nur bei kleineren Bränden eindämmen. Wichtiger war oft die Sicherung nebenstehender Gebäude, wobei vor allem die Strohdächer nass gehalten werden mussten. In der Regel war es wohl so, wie im „Lied von der Glocke“ beschrieben: „Hoffnungslos – weicht der Mensch der Götterstärke, müßig sieht er seine Werke und bewundernd untergehn“. Ältere Einwohner der Gemeinde Schweindorf können sich noch gut an diese ledernen Brandeimer erinnern, die mit der Hausnummer des jeweiligen Hauseigentümers gekennzeichnet sein mussten.
Einziger Trost nach einem Brandunglück auf dem Lande war nur, dass die alterprobte Nachbarschaftshilfe noch lange erhalten blieb und dafür sorgte, dass mindestens ein Mitglied eines jeden dörflichen Haushalts beim Aufräumen der Brandstelle mithalf und auch Hand anlegte bei den Vorbereitungen zur Errichtung einer neuen Behausung.
Segensreich hat sich in der Folge auch die auf Veranlassung Friedrich des Großen im Jahre 1754 gegründete Feuersozietät, die Ostfriesische Landschaftliche Brandkasse, bewährt.
Die Brandgeschädigten wurden, wie es früher oft geschehen musste, wohl vor dem Brandbrief, einer Erlaubnis zum Sammeln einer Geldsumme für den Wiederaufbau eines Gebäudes bewahrt, doch reichte die Entschädigungssumme oft nur zur Behebung des ersten Notstandes aus.
Wie die Protokollbücher der Gemeinde Schweindorf berichten, wurde der Gedanke, das Feuerlöschwesen besser zu organisieren und eine Handdruckspritze anzuschaffen, wiederholt diskutiert. Zu einer Entscheidung kam es aus finanziellen Gründen jedoch nicht. 1899 wurde z. B. die Anschaffung einer gemeinsamen Handdruckspritze für die Gemeinden Schweindorf, Westerholt und Nenndorf angeregt. Letztlich wurde die Anschaffung abgelehnt. Im Jahre 1909 wurde die Bildung eines Spritzenverbandes diskutiert; auch hier kam eine Einigung nicht zustande.
Das ständige Bemühen der Schweindorfer, den Feuerschutz zu verbessern, lässt sich an den Protokollbüchern der Gemeinde deutlich ablesen. Nachdem die Anstrengungen, im Verein mit benachbarten Gemeinden eine Handdruckspritze anzuschaffen oder einen Spritzenverband zu gründen, fehlschlugen, packte den Schweindorfern der Ehrgeiz, eine eigene Feuerwehr aufzustellen. Dieser Ehrgeiz, der getragen war von dem Willen, Brandunglücke im Interesse der Dorfbewohner Künftig wirkungsvoller bekämpfen zu können, wurde durch zwei weitere Gründe beflügelt: In der Nacht vom 12. auf den 13. August 1932 brannte das Gehöft des Landwirts Gerhard Janssen im benachbarten Westerholt am Ewigsweg nach einem Blitzschlag bis auf die Grundmauern nieder. Weitere Besitzungen außerhalb Holtriems wurden in dieser Nacht völlig zerstört und führten zu einer Beunruhigung in der Bevölkerung. Zum anderen wurde nach der „Machtübernahme“ am 30.1.1933 im gesamten Reichsgebiet der systematische Ausbau des Feuerlöschwesens von den Gemeinden gefordert.
Diese Entwicklung führte letztendlich zu der Entscheidung, im Frühjahr des Jahres 1933 in der Gemeinde Schweindorf eine eigene Feuerwehr aufzustellen. Der Gründungstag dieser Wehr lässt sich leider nicht mehr feststellen, da schriftliche Unterlagen — aus welchen Gründen auch immer – nicht mehr vorhanden sind. Die Initiative zum Aufbau einer eigenen Freiwilligen Feuerwehr ging jedoch eindeutig vom damaligen Dorfschulzen (Bürgermeister), dem Malermeister Otto Brust, aus. Dieser wurde bei seinen Bemühungen tatkräftig wie fachlich von Johann Foken unterstützt. Landwirt Johann Foken war ein Schulfreund des Kreisfeuerwehrfühers Thaden aus Esens, so dass auch die weitere fachliche Unterstützung gesichert war. Dorfschulze Otto Brust legte allen nicht anderweitig organisierten Männern der Gemeinde Schweindorf nahe, sich der Freiwilligen Feuerwehr anzuschließen. Insgesamt 28 Männer kamen dieser Aufforderung nach und unter der Leitung von Johann Foken, der die Funktion eines Wehrführers übernahm, wurde ab sofort jeweils Sonntagvormittags auf dem Schulplatz der Volksschule Schweindorf ein Feuerwehrdienst abgehalten. Die äußerst schwierigen wirtschaftlichen Verhältnisse des Jahres 1933 mit einer Massenarbeitslosigkeit und einem praktischen Stillstand der gesamten Wirtschaft ließen die Anschaffung von Uniformstücken oder gar Löschgeräten nicht zu, so dass sich der sonntägliche Übungsdienst zunächst im Exerzieren, dem sog. „Fußdienst“, erschöpfte. Bei schlechtem Wetter fand der sonntägliche Feuerwehrdienst in der Werkstatt der Schmiede Dieker statt.
Nachdem sich der Druck der Reichsgesetzgebung gegenüber allen Gemeinden zum Aufbau eines geordneten Feuerlöschwesens verstärkte (am 15. Dezember 1933 wurde das Gesetz über das Feuerlöschwesen erlassen), kam es am 12. März 1934 in der Gaststätte von Jakob Dollmann in Utarp zur Gründung des Feuerwehr-Zweck-verbandes Holtriem mit Sitz in Schweindorf. Die Bildung dieses Zweckverbandes wurde durch das Bestehen der Freiw. Feuerwehr Schweindorf erleichtert, denn diese Wehr bildete mit einem Halblöschzug sofort das Rückgrat der Feuerwehr des Zweckverbandes. Der Feuerwehr-Zweckverband Holtriem bildete sich aus den Gemeinden Eversmeer, Nenndorf, Neuschoo, Ostochtersum, Westochtersum, Schweindorf, Utarp und Westerholt. Zum Verbandsvorsitzenden wurde der Schweindorfer Gemeindeschulze Otto Brust und zum Wehrführer Landwirt Johann Foken, ebenfalls Schweindorf, gewählt. Das Gebiet des Zweckverbandes wurde in 9 Löschbezirke eingeteilt; der Halblöschzug Schweindorf sowie die zwischenzeitlich aufgestellten Löschtrupps Eversmeer, Nenndorf, Neuschoo, Ostochtersum, Westochtersum, Utarp, Westerholt und Willmsfeld bildeten die Gliederung der Feuerwehr dieses Zweckverbandes. Die Mannschaftsstärke dieser so gebildeten Freiwilligen Feuerwehr Holtriem betrug, wie der Dienstvorschrift der Wehr vom 16. August 1935 entnommen werden kann, 135 Wehrmänner. Bedingt dadurch, dass Johann Foken Wehrführer der gesamten Feuerwehr des Zweckverbandes wurde, wurde Jürgen Fischer, Utarp, Gruppenführer des Halblöschzuges Schweindorf. Zu seinem Stellvertreter wurde Gerd Kämpen, Schweindorf, bestimmt.
Nachdem der Feuerwehr-Zweckverband Holtriem gegründet worden war, konnte mit Nachdruck die Aufgabe verfolgt werden, die Wehrmänner mit Uniform und Gerät auszustatten. In der Regel bezuschusste die Brandkasse Anschaffungen zu 50%, während die restl. Mittel anteilig von den Gemeinden des Zweckverbandes aufzubringen waren. Dank der Aktivität des Verbandsvorsitzenden Brust und des Wehrführers Foken – wobei sich dessen freundschaftliche Beziehungen zum Kreisfeuerwehrführer positiv auswirkten – gelang diese Aufgabe nach und nach.
Als erste Geräteanschaffung konnte im Juli 1935 der Kauf einer neuen Motorkraftspritze erreicht werden. Es handelte sichg um das Fabrikat Fischer, Görlitz, ausgestattet mit einem Zweizylinder Breuer-Motor mit einer Wasserleistung von 800 Liter/Minute, bei einer Förderhöhe von 80 Meter. Zu dieser Motorspritze gehörten auch 10 Meter Saugschläuche, 650 Meter B-Schläche und 300 Meter C-Schläuche. Ab diesem zeitpunkt war es dann auch möglich, einen sinnvollen Feuerwehrdienst abzuhalten. Die Motorspritze wurde zunächst bei dem Schmiedemeister Jannes Dieker untergestellt, der in der Feuerwehr wegen seiner Motorenkenntnisse die Funktion eines Maschinisten übernommen hatte. Nach dieser wichtigen Anschaffung wurde die Anschaffung eines geeigneten Fahrzeugs unumgänglich, um die Motorspritze bei einem evtl. Einsatz befördern zu können. Nach der vorherigen Zusage der Brandkasse, 50% der Kosten eines Fahrzeugs zu übernehmen, wurden im Hannoverschen Anzeiger und in den Bremer Nachrichten Kaufanzeigen aufgegeben. Auf die Anzeige im Hannoverschen Anzeiger wurde dem Zweckverband ein gebrauchter Pkw der Marke „Isotta Fraschini“ zu einem Kaufpreis von 1 000 Reichsmark angeboten.
Am 21. September 1935 genehmigte der Landrat des Kreises Wittmund diesen Kauf und das Fahrzeug wurde von Hannover nach Bremen überführt und konnte dort vom Feuerwehr-Zweckverband Holtriem übernommen werden. Verbandsvorsitzender Brust, Wehrführer Foken und Maschinist Dieker reisten nach Bremen und holten dort den exotischen Italiener ab, der mit einem 8-Zylinder-Motor (120 PS) ausgestattet war. Auf der Fahrt von Bremen nach Schweindorf fiel dann die Fahrzeugbeleuchtung aus, doch vorsorglich hatte das Abholkommando Taschenlampen mitgenommen, so dass die Beifahrer Brust und Foken auf den Kotflügeln des Pkws sitzend mit diesen Taschenlampen eine notdürftige Fahrzeugbeleuchtung sicherstellen konnten. Nach dieser strapaziösen Fahrt durch die Nacht gab es in Schweindorf einen großen Empfang. Das seltene Fahrzeug, der erste Personenkraftwagen in Schweindorf überhaupt, wurde von den Schweindorfern bejubelt und bestaunt und ob seiner Höchstgeschwindigkeit von 145 km/Std. allseits bewundert. Dieses Wunderding musste zunächst zu einem Feuerwehrfahrzeug umgerüstet werden. Dieses war für den Schmiedemeister Jannes Dieker, der im Juli 1931 aus Fulkum kommend die Schweindorfer Schmiede Tammen übernommen hatte, kein Problem, denn er war nicht nur ein tüchtiger Dorfschmied – er war darüber hinaus ein ideenreicher Tüftler und Bastler. Mit Hilfe seiner Schweindorfer Feuerwehrkameraden wurde ein „Umbauplan“ ausgedacht und abends nach der Tagesarbeit begann in der Diekerschen Werkstatt der Umbau des Pkws zu einem Feuerwehrfahrzeug. Der gesamte hintere Aufbau wurde entfernt; es blieb nur das Fahrgestell mit dem Führerhaus. Eine hölzerne Bodenpritsche mit seitlicher Kastenbegrenzung wurde eingebaut und auf beiden Seiten wurden Sitzbänke für 6 Personen installiert, so dass insgesamt 9 Feuerwehrleute in dem so umgebauten Fahrzeug Platz finden konnten. Die restliche Bodenfläche hinter dem Führerhaus diente zur Aufnahme der Motorspritze samt Zubehör. Besonders stolz war man auf eine „Schweindorfer Eigenkonstruktion“, den Schlauchanhänger. Dieser Schlauchanhänger wurde während der Fahrt am Heck des Fahrzeugs hochgezogen und befestigt, während eines Feuerwehreinsatzes konnte er vom Fahrzeug abgekoppelt und mittels zwei Ackerwagenrädern zu jedem gewünschten Ort gezogen werden.
Nach der Fertigstellung dieses Fahrzeugs war die Freiwillige Feuerwehr Holtriem nunmehr voll einsatzbereit und konnte zu Einsätzen ausrücken. Über eine am 15. August 1936 vom Kreisfeuerwehrführer angesetzte Alarmübung bei der Ziegelei Neuschoo wurde in den Akten des Landkreises Wittmund ein Bericht aufgefunden. In diesem Bericht wird hervorgehoben, dass das Feuerwehrfahrzeug der Holtriemer Wehr mit 9 Mann Besatzung innerhalb von 15 Minuten nach der Alarmierung an der angenommenen Brandstelle eintraf und nach weiteren 10 Minuten Wasser gegeben werden konnte. Wegen der für damalige Zeiten sensationellen Fahrtgeschwindigkeit von 145 km/Std. war die Holtriemer Feuerwehr die schnellste Wehr Ostfrieslands. Insgeheim wurden die Holtriemer von den benachbarten Wehren um ihr serielles Fahrzeug beneidet; insbesondere natürlich dann, wenn die Holtriemer z. B. bei Übungseinsätzen und Brandeinsätzen nach Wiesmoor oder Wilhelmshaven gerufen wurden und auf der Hinfahrt andere Wehren mit großem „Hallo“ überholten.
Das einzige Manko an diesem neuen Feuerwehrfahrzeug, aber schon altem Personenkraftwagen, war, dass es sich ausgesprochen schlecht schalten ließ. Nur Jannes Dieker beherrschte mit viel Gefühl die einzelnen Schaltvorgänge und musste der Feuerwehr somit Tag und Nacht als Fahrer zur Verfügung stehen. Das superschnelle Feuerwehrfahrzeug, der ganze Stolz der Holtriemer Wehr, wurde zunächst in der alten Scheune bei Heinrich Fleßner untergestellt. Dieses konnte natürlich kein Dauerzustand sein, denn ein solches Fahrzeug hatte Anspruch auf eineentsprechende Unterkunft. Zwangsläufig bemühte sich der Feuerwehr-Zweckverband dann um den Bau eines eigenen Feuerwehrgerätehauses. Am 25. Juli 1938
ging dann auch dieser Wunsch in Erfüllung. Nach vielen Gesprächen und Verhandlungen war die Finanzierung sichergestellt worden und eine Arbeitsgemeinschaft aus Schweindorfer und Utarper Bauunternehmern errichtete auf dem Grundstück von Heinke Wübbenhorst an der Esenser Straße eine Unterstellmöglichkeit für die „Isotta-Franschini-Schweindorf“.
Am 1. Januar 1939 trat dann dasReichsfeuerwehrlöschgesetz in Kraft und die Feuerwehren des Reichsgebietes wurden als Vereine aufgelöst und erhielten den Status einer vom Führerprinzip geleiteten Polizeitruppe.
Es folgte dann der Beginn des 2. Weltkrieges und mit der Ausweitung dieses unseligen Krieges wurden nach und nach auch die wehrfähigen Mitglieder der Feuerwehren zum Kriegsdienst eingezogen. Da die Feuerwehr jedoch gerade in der Kriegszeit unbedingt einsatzfähig bleiben musste, wurde auf die Dienstleistung von Frauen und Mädchen zurückgegriffen. Schnell erlernten sie die notwendigen Handgriffe, um mit dem Löschgerät umgehen zu können. Die Leitung der Schweindorfer Damengruppe übernahmen Gerda Schölgens und Greta Foken. Zusätzlich wurde die Schweindorfer Wehr in der Zeit von 1942 bis 1945 durch eine HJ-Feuerwehr (Hitlerjugend-Feuerwehr) verstärkt, die sich aus 10 Jungen und 10 Mädchen im Alter von 16 bis 18 Jahren zusammensetzte. Am 15. Oktober 1944 gerieten durch einen alliierten Bombenangriff 7 Bauernhöfe in Schweindorf in Brand. Unterstützt durch einige ältere Feuerwehrmitglieder bewährten sich die weiblichen und jugendlichen Feuerwehr-Hilfskräfte hervorragend. Benachbarte Wehren kamen zur Hilfe und in einem 36 Stunden dauernden Löscheinsatz konnte ein Übergreifen des Flammenmeeres auf benachbarte Gebäude erfolgreich verhindert werden. Mehrfach wurden die Holtriemer im Kriege auch nach Wilhelmshaven gerufen, um dort bei der Brandbekämpfung nach Bombenabwürfen mitzuhelfen.
Nach Beendigung des 2. Weltkrieges im Mai 1945 durften die Freiwilligen Feuerwehren als erste Organisation überhaupt ihre Tätigkeit wieder aufnehmen. Sogar die Feuerwehruniform – falls noch vorhanden – durfte wieder getragen werden und eine weiße Armbinde mit der Aufschrift „Fire-Service“ machte den Feuerwehrmann besonders kenntlich. Die aus dem Kriege zurückkehrenden Männer nahmen ihren Dienst in der Schweindorfer Feuerwehr in gewohnter Weise wieder auf; viele Kameraden blieben im Krieg zurück. Da der Löschtrupp Utarp im Kriege aufgelöst worden war, schlossen sich die Utarper jetzt der Freiwilligen Feuerwehr Schweindorf an. 1947 übernahm Gerd Kämpen die Leitung der Schweindorfer Wehr und löste den verdienstvollen Wehrführer Johann Foken ab. Nach der Währungsreform 1948 und nach dem Erlass des Nieders. Feuerschutzgesetzes vom 21. März 1949 normalisierte sich der Dienstbetrieb in der Feuerwehr Schweindorf langsam wieder. Das einst so schnelle Schweindorfer Feuerwehrfahrzeug hatte zwar die Wirren des Krieges überstanden, zeigte jedoch unverkennbare Alterserscheinungen. Als dann auch noch der Motor einfror, musste das Fahrzeug 1949 zum Leidwesen der gesamten Schweindorfer Bevölkerung aufgegeben werden. Müllermeister Gerdes aus Esens übernahm das Fahrzeug, um einzelne Fahrzeugteile weiter zu verwenden.
Wollte man in Schweindorf einsatzfähig bleiben, musste jetzt ein neues Feuerwehrfahrzeug beschafft werden. Dieses war eine schier unlösbare Aufgabe.
Doch das Glück stand den Schweindorfer Wehrmännern zur Seite. 1950 konnte in Bremen ein gebrauchtes britisches Wehrmachtsfahrzeug (Jeep) mit verlängertem Fahrgestell übernommen werden, zu dem 1951 noch ein Tragkraftspritzenanhänger hinzukam. Da die im Juli 1935 angeschaffte Motorspritze glücklicherweise nicht durch die Besatzungsmächte eingezogen worden war, war die Feuerwehr Schweindorf trotz der vielen Probleme, die die Nachkriegszeit mit sich brachte, sehr schnell wieder einsatzbereit. Das britische Wehrmachtsfahrzeug erwies sich jedoch nicht als besonders verkehrstüchtig und haltbar. Ubbo Dieker, der als Maschinist der Feuerwehr Schweindorf in die Fußstapfen seines 1944 verstorbenen Vaters Jannes Dieker trat, bemühte sich redlich, das Fahrzeug immer wieder zu reparieren. Trotz aller Mühen und Künste musste das Fahrzeug 1958 dann endgültig verschrottet werden. Jetzt war guter Rat teuer, denn es stand der Feuerwehr kein Fahrzeug mehr zur Verfügung und die finanziellen Mittel des Feuerlöschverbandes Holtriem als Nachfolger des Feuerwehr-Zweckverbandes Holtriem ließen eine erneute Fahrzeuganschaffung nicht zu. Retter in größter Not war wieder einmal das Haus Dieker, welches sein Kundendienst-Fahrzeug zur Verfügung stellte, um Motorspritze und Anhänger befördern zu können. Trotz oder auch gerade wegen des fehlenden Fahrzeugs nahm das Leben in der Feuerwehr Schweindorf besonders in dieser Zeit einen ungeahnten Aufschwung. Vielleicht lag es auch daran, daß eine Wettkampfgruppe der Schweindorfer anlässlich des Kreisfeuerwehrtages 1956 in Friedeburg bei den Verbandswettkämpfen auf Kreisebene als 1. Sieger hervorging. Seit diesem Erfolg entwickelte sich die Feuerwehr Schweindorf zu einer Gemeinschaft, die in der heimischen Bevölkerung wie in den benachbarten Wehren besondere Beachtung fand und auch heute immer noch findet. 1958 wurde die Feuerwehr Schweindorf dann mit der Durchführung des Kreisfeuerwehrtages beauftragt. Ganz Schweindorf stand hinter dieser ehrenvollen Aufgabe und die Aufgabe wurde mit Bravour gelöst. Bei einer solch außergewöhnlichen Einsatzbereitschaft konnte der Feuerlöschverband Holtriem sich dem Wunsch der Schweindorfer nach einem neuen Tragkraftspritzenfahrzeug nicht verschließen. Am 14. August 1963 wurde der Schweindorfer Wehr ein neues Tragkraftspritzenfahrzeug (Ford-Transit), ausgestattet mit einer neuen Tragkraftspritze, übergeben.
Auch überörtlich war man auf die Einsatzbereitschaft und Schlagkraft der Feuerwehr Schweindorf aufmerksam geworden. Am 22. November 1963 wurde der Wehr vom Zivilen Bevölkerungsschutz ein LF 16 TS unter der Bedingung zur Verfügung gestellt, dass die Feuerwehr Schweindorf im Katastrophenfall zwei Gruppen der Wehr für überregionale Einsätze abstellt. Da für dieses große Fahrzeug keine Unterstellmöglichkeit im alten Gerätehaus bestand, wurde das Fahrzeug zunächst bei Ww. Therese Aden, Schweindorf, untergestellt. Dringlich wurde jetzt die Errichtung eines größeren, zeitgemäßen Feuerwehrgerätehauses. Im Jahre 1966 ließ die Gemeinde Schweindorf dieses Gerätehaus auf gemeindeeigenem Gelände hinter der Schule Schweindorf durch den Schweindorfer Bauunternehmer Hero Coordes errichten, nachdem die Wehrmänner zuvor die Fundamente in Eigenleistung hergestellt hatten. Am 23. Januar 1967 konnte dann die feierliche Übergabe dieses nach modernsten Gesichtspunkten erstellten Gerätehauses erfolgen. Das Erdgeschoß konnte beide Fahrzeuge aufnehmen und im Dachgeschoß wurde ein großzügiger Unterrichtsraum vorgesehen. Die Übergabe dieses neuen Gerätehauses war für Brandmeister Gerd Kämpen gleichzeitig der Tag, an dem er die Leitung der Feuerwehr Schweindorf aus Altersgründen an Herro Wiechers übergeben konnte. In den kommenden Jahren wurde die Ausbildung und Ausrüstung der Schweindorfer Wehr systematisch und planmäßig vorangebracht. Nach der Bildung der Samtgemeinde Holtriem im Jahre 1972 übernahm diese das Feuerlöschwesen. Am 16. September 1973 wurde Ortsbrandmeister Herro Wiechers zum Samtgemeindebrandmeister gewählt und die Ortsfeuerwehr Schweindorf wählte Erich Fröhling zu seinem Nachfolger. Nach und nach wurde der Gerätepark der Wehr vervollständigt, denn die Anforderungen stiegen ständig. Am 18. Februar 1978 erfolgte die Gründüng einer Jugendfeuerwehr, die Dank ihrer hervorragenden Betreuung für die Ortsfeuerwehr Schweindorf zu keinem Zeitpunkt Nachwuchsprobleme aufkommen ließ. Die Jugendfeuerwehr wurde bis Februar 1982 in vorbildlicher Weise von Hauptfeuerwehrmann Helmut Schumann geführt. Seine Arbeit wird von Löschmeister Uwe Wiechers und Feuerwehrmann Johann Goldhammer fortgesetzt. Aufgrund der Bestimmungen des Nds. Brandschutzgesetzes musste Ortsbrandmeister Erich Fröhling wegen seiner beruflichen Tätigkeit bei der Horstfeuerwehr des Jagdgeschwaders 71 sein Amt abgeben. Die Feuerwehrkameraden wählten Meinhard Fleßner am 15. 9. 1979 zu seinem Nachfolger. Um die knapper werdenden Finanzmittel effektiver einzusetzen, entwickelte die Samtgemeinde Holtriem 1979 ein Feuerwehr-Entwicklungskonzept, in dem den einzelnen Feuerwehren der Samtgemeinde Holtriem neben ihrer generellen Aufgabe „Brandschutz und Hilfeleistungen“ spezielle Aufgaben übertragen wurden. Der Ortsfeuerwehr Schweindorf wurde die Aufgabe einer Unterstützungseinheit mit Schnellangriffseinrichtungen bei allen Einsätzen im Bereich der Samtgemeinde Holtriem übertragen. Um diese Aufgabe lösen zu können, erhielt die Wehr am 21. 11.1980 ein Tanklöschfahrzeug (TLF 8). Die Besatzung dieses Schnellangriffsfahrzeugs wurde 1982 mit Funkmeldeempfängern ausgestattet, so daß eine optimale Alarmierung der Tanklöschfahrzeugbesatzung jederzeit gewährleistet ist.
Vom 24. – 26. Juni 1983 richtete die Wehr aus Anlass ihres 50jährigen Bestehens den Kreisfeuerwehrtag mit Kreisverbandstag aus. Die dreitägige Veranstaltung war von einem sehr guten Besuch gekennzeichnet. Höhepunkt war am Sonnabend der Auftritt des aus Funk und Fernsehen bekannten Gesangs- und Folkloreduos Pat und Paul im Festzelt am Ossendrift/Süderweg. Am Sonntag wurden die Schnelligkeitswettbewerbe durchgeführt und zur Freude der Holtriemer Bevölkerung errang die Wettkampfgruppe der Ortsfeuerwehr Schweindorf wieder einmal den 1. Platz. Der Jugendfeuerwehr gilt das ständige Augenmerk des Kommandos der Schweindorfer Wehr. Am 23.3.1984 erhielt die Jugendfeuerwehr einen eigenen Mannschaftstransportwagen. Ein Ford-Bulli, Baujahr 1972, wurde in Eigenleistung so hergerichtet, dass er für die Arbeit an der Jugendfeuerwehr eine große Hilfe ist. Am 25.06.1985 erfolgt ein Wechsel in der Führungsetage der Wehr; Theodor Janssen wird zum stellv. Ortsbrandmeister gewählt, da der bisherige Amtsinhaber Erich Frühling aus beruflichen Gründen nicht wieder kandidiert hatte. Durch die gute Arbeit des Jugendfeuerwehrwartes Uwe Wiechers aufmerksam geworden, wird dieser am 07.06.1986 zum Kreisjugendfeuerwehrwart gewählt.
Nachdem Ortsbrandmeister Meinhard Fleßner hauptberuflich das Amt des stellv. Kreisschirrmeisters in der Feuerwehrtechnischen Zentrale des Landkreises Wittmund übernimmt, stellt auch er sein Amt zur Verfügung. Am 10.05.1988 wählen die Feuerwehrkameraden seinen bisherigen Stellvertreter Theodor Janssen zum neuen Ortsbrandmeister und Uwe Wiechers zum stellv. Ortsbrandmeister. Am 07.06.1988 gibt es in der Wehr wieder einen Grund zum Feiern: der Landkreis Wittmund ersetzt das in Schweindorf stationierte LF 16 TS, welches bereits 25 Dienstjahre hinter sich gebracht hatte, durch ein neues Fahrzeug. Feierlich wird das neue Fahrzeug eingeholt und der Ortsfeuerwehr übergeben. 1988 besteht die Jugendfeuerwehr Schweindorf 10 Jahre und dieses kleine Jubiläum nimmt die Ortswehr zum Anlass, in Schweindorf ein Kreiszeltlager zu organisieren und auszurichten. Alle Teilnehmer zeigen sich von der Art und Weise, wie dieses Zeltlager abgewickelt wird, begeistert. Im März 1989 beginnt die Wehr damit, die Fahrzeughalle des Feuerwehrhauses in Eigenleistung zu renovieren. Der Hallenfußboden muss tiefer gelegt werden, Abgasrohre werden eingebaut, die Hallentore werden durch neue Rolltore ersetzt, der Atemschutzraum wird modernisiert und die Küche im Obergeschoß wird erneuert. Zum Abschluss wird die Fahrzeughalle neu gestrichen. Mit viel Eigenleistung und wenig Kosten wird Hervorragendes geschaffen. Davon konnten sich die Gäste bei der offiziellen Einweihung am 15.07.1989 überzeugen. 1992 erwarb die Wehr einen unfallgeschädigten VW-Bulli, der wiederum in Eigenleistung als Ersatz für den Mannschaftstransportwagen der Jugendfeuerwehr hergerichtet wurde. Am 06.06.1992 war es dann soweit, das Fahrzeug erstrahlte in neuem Glänze und kann der Jugendfeuerwehr übergeben werden.
Doch nicht nur der wöchentliche Feuerwehrdienst ist es, der das ausgeprägte Gemeinschaftsbewusstsein innerhalb der Freiwilligen Feuerwehr Schweindorf entwickelt hat. Geselligkeiten und gemeinnützige Aktivitäten aller Art ergänzen den Feuerwehrdienst sinnvoll. Zu erwähnen sind hier z.B. die jährlichen Boßelwettkämpfe gegen die benachbarte Holtgaster Wehr, die Aufnahme einer Freundschafts-Patenschaft mit der Freiwilligen Feuerwehr Schafstedt/Schleswig-Holstein mit gegenseitigen Besuchen, die Durchführung von Grillfesten für Urlaubsgäste, die Veranstaltung eines Eisfestes auf der Schweindorfer Kiesgrube oder das traditionelle Abbrennen des jährlichen Osterfeuers. Selbst den Urlaubsgästen bleibt die gute Gemeinschaft innerhalb der Schweindorfer Wehr nicht verborgen und so werden 1988 Sieglinde und Kurt Bannwart aus Luzern/Schweiz auf ihren Wunsch hin als fördernde Mitglieder in die Feuerwehr aufgenommen, was im wahrsten Sinne des Wortes der Wehr förderlich ist!
Auch der diesjährige Kreisfeuerwehrtag, den die Schweindorfer Wehr nach 10jähri-ger Abstinenz wieder ausrichten darf, wird sicherlich wieder einmal mehr unter Beweis stellen, dass die Schweindorfer Wehrmänner bei allem Eifer und Pflichtbewusst-Sein auch gut zu feiern verstehen. Die große Frage des diesjährigen Kreisfeuerwehrtages wird sein, ob die Schweindorfer Wehr aus Gründen der Gastfreundschaft einer anderen Wehr den ersten Platz überlassen wird. In der Vergangenheit konnten sich die Schweindorfer jedenfalls selten zurückhalten und gelten im gesamten Kreisgebiet als ‚Favoritenschreck‘. Bei den seit 1956 durchgeführten Kreiswettbewerben erreichten Schweindorfer Gruppen 13 erste und 4 zweite Plätze.
Unvergesslich bleibt der große Erfolg auf dem Kreisfeuerwehrtag 1979 des damaligen Landkreises Friesland in Cleverns. Insgesamt 27 Wehren nahmen teil und der kleine Ort Schweindorf war den Friesländern völlig unbekannt. Dies sollte sich ändern, denn die Schweindorfer Wehr fegte alle Konkurrenten vom Platz und belegte nicht nur den ersten, sondern auch noch den zweiten Platz. Bei der Siegerehrung ging ein Raunen durch die Menge, ein Raunen über die Wehr aus der kleinen Gemeinde mit der großen Leistung!
In diesem Jahr verfügt die Ortsfeuerwehr Schweindorf über eine Stärke von 52 aktiven Mitgliedern, 19 passiven Mitgliedern, 12 Mitgliedern der Jugendfeuerwehr und 3 Mitgliedern der Altersabteilung.
Am 1. Juni 1993 wurde Uwe Wiechers zum Ortsbrandmeister in Schweindorf gewählt. Stellvertreter des Brandmeisters ist seit 1999 Heiko Janssen. Seit dem 1. August 2011 ist nun Dieter Fleßner Ortsbrandmeister in Schweindorf.
Heute verfügt die Freiwillige Feuerwehr Schweindorf über ein geräumiges und schmuckes Feuerwehrgerätehaus am Traweg, nachdem das Gebäude im Jahre 2003 noch einmal erweitert und grundlegend renoviert wurde. Das alte Tanklöschfahrzeug von 1980 wird immer noch eingesetzt. Außerdem hat die Wehr ein Löschfahrzeug LF 8, Baujahr 1996 und ein Mannschaftstransportfahrzeug.
Derzeit versehen bei der Ortsfeuerwehr Schweindorf 43 Feuerwehrleute aktiven Feuerwehrdienst, davon sind sechs Frauen. Die Jugendabteilung besteht aus 16 Jungen und 10 Mädchen und in der Altersabteilung sind fünfzehn Mitglieder verzeichnet. Des Weiteren gehören noch 30 fördernde Mitglieder zur Feuerwehr Schweindorf.