„Oll School“ wird 100 Jahre alt
1913 wurde die Schule in Schweindorf gebaut / Schule in Fulkum war Vorbild / Die Gemeinde hat Bilder aus einhundert Jahre zusammen getragen
SCHWEINDORF / JAL – Nach dem Vorbild der Schule in Fulkum wurde vor einhundert Jahren in Schweindorf die Dorfschule in der Ortsmitte erbaut. Nach der Nutzung als Schule wurde das Gebäude 1973 Sitz der Holtriemer Samtgemeindeverwaltung. Heute bietet das Dorfgemeinschaftshaus in der Ortsmitte einen zentralen Platz für zahlreiche Veranstaltungen und Feste und beherbergt zudem den Frauenkreis, den Spielmannszug und die Kleiderkammer des DRK.
In der Schulchronik der Gemeinde Schweindorf ist zu lesen, dass um 1840 in Schweindorf ein Schulhaus an der Landstraße Esens-Norden erbaut wurde. Diese Schule enthielt ein Schulzimmer, eine Küche und eine Kammer, sowie eine Scheune. 1858 wurde das Schulzimmer vergrößert und drei Jahre später kam eine Wohnstube und 1892 zwei weitere Stuben hinzu. Allerdings befanden sich die Schule und auch die Lehrerwohnung in einem schlechten Zustand. Der damalige Lehrer Macke vermerkte damals sogar, dass er es vorzog, die Lehrerwohnung nicht zu bewohnen.
Ein Schulneubau wurde schließlich zur Jahrhundertwende behördlich vorgeschlagen. 1912 machte sich der Schulvorstand auf die Suche nach einer passenden Schule für Schweindorf. In Fulkum wurde man fündig. Es wurde beschlossen, die Fulkumer Schule mit kleinen Veränderungen nachzubauen. Der Bau der einklassigen Schule mit Lehrerwohnung wurde schließlich am 2. Mai 1913 beschlossen. Die Planung und die Bauaufsicht übernahm Zimmermeister Otto Dirks aus Ochtersum und die Bauarbeiten wurden durch das Baugeschäft Tjards aus Roggenstede ausgeführt.
Die alte Schule vom 1840 wurde abgerissen und die neue Schule wurde am gleichen Standort neu erbaut. Während der Bauzeit wurde der Schulunterricht in die „Männerstube“ der Armen- und Arbeitsanstalt verlegt. Im November 1913 war der Neubau soweit fertig, dass der Unterricht nun in der neuen Schule erteilt werden konnte. Die Bauabnahme erfolgte im Dezember und am 2. Januar 1914 folgte die offizielle Einweihung der Schule durch den Kreisschulinspektor Herrn Pastor Müller aus Roggenstede.
Als Schulleiter war bis 1926 der Lehrer Rudolf Macke bestellt. Im ersten Jahr besuchten 68 Schüler die Schule in Schweindorf. 1923 wurde dann nach steigenden Schülerzahlen auch eine zweite Lehrerstelle geschaffen. Lehrer Walter Fleck wohnte anfangs beim Schulleiter und später in einem Zimmer oberhalb des Klassenraums. 1927 baute man ein zweites Klassenzimmer an. In den Kriegsjahren wurden auch Mittelschüler in Schweindorf unterrichtet und nach dem Krieg wurde die Schule von kanadischen Truppen belegt.
In der Schule in Schweindorf waren im Laufe der Jahre zwölf Lehrer tätig. Vielen ehemaligen Schülern wird dabei insbesondere der Lehrer Paul Bosse noch in guter Erinnerung sein. Bosse war von 1927 bis 1964 Lehrer in Schweindorf. 1964 wurde die Schulleitung an die Schule in Utarp übertragen und die Kinder der 5. und 6. Klassen wurden fortan in der Nachbargemeinde unterrichtet. Ein Jahr später wurden auch die Grundstufen-Schüler nach Utarp umgeschult und Schüler aus Westerholt wurden wegen Raummangel in Schweindorf unterrichtet. 1970 endete schließlich die Schul-Ära in Schweindorf.
Zwei Jahre später wurde die ehemalige Schule umgebaut. Die neue Samtgemeinde Holtriem sollte dort seinen Verwaltungssitz nehmen. Ab dem 2. Januar 1973 führte die Samtgemeinde unter der Leitung von Samtgemeindedirektor Harm Poppen von Schweindorf aus die Holtriemer Verwaltungsgeschäfte, bis 1986 in Westerholt das neue Rathaus erbaut wurde.
Seitdem dient die ehemalige Schule der Gemeinde Schweindorf als Dorfgemeinschaftshaus für zahlreiche Veranstaltungen. Zu Weihnachten ziert ein großer Weihnachtsbaum und im Wonnemonat Mai ein Maibaum den Platz vor dem „Oll School“. Außerdem hat die Schule in den Folgejahren auch den Kindergarten beherbergt. Heute trifft sich dort regelmäßig der Frauenkreis Schweindorf und die Mitglieder des Spielmannszugs des Mühlenvereins haben in dem Gebäude einen Übungsraum. Außerdem ist dort die Kleiderkammer des Deutschen Roten Kreuz untergebracht.
Zum Jubiläum des „Oll School“ wurden nun durch Arnold Foken zahlreiche Fotos aus der hundertjährigen Geschichte der ehemaligen Schule zusammengetragen. Diese Bilder werden am Freitag bei einer Veranstaltung der Dorfgemeinschaft und später in einer Ausstellung im Dorfgemeinschaftshaus gezeigt.
Sehen Sie hier die Bilder aus der damaligen Schulzeit. Klick…